Wie einsam sich Jugendliche in NRW fühlen
- TU News
In die Studie gingen Ergebnisse aus zwei Stichproben ein. Die erste umfasste 958 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 20 Jahren, die speziell für die Studie online befragt wurden. Die zweite Stichprobe bestand aus 1.243 Achtklässler*innen, die an einer anderen Untersuchung, der sogenannten GLÜCK-Studie, teilnahmen, die vom Mercator Research Center Ruhr finanziert wird und deren Sprecherin TU-Professorin Ricarda Steinmayr ist.
Der Anteil der stark einsamen Jugendlichen liegt laut der Studie je nach Geschlecht und Form der Einsamkeit bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16,3 und 18,5 Prozent; bei jüngeren Jugendlichen zwischen 3,7 und 11,1 Prozent. Zählt man diejenigen hinzu, die sich moderat einsam fühlen, steigen die Werte auf 51,2 bis 78 Prozent bei den älteren und auf 27 bis 68,2 Prozent bei den jüngeren Jugendlichen. Studien mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurden, geben Hinweise, dass diese Werte vor der Pandemie niedriger waren.
„Die Zahlen deuten darauf hin, dass heute mehr Jugendliche und junge Erwachsene von Einsamkeit betroffen sind als vor der Pandemie. Einsamkeit ist zwar eine Erfahrung, die zum Leben dazugehört, wie man auch an den Zahlen zur moderaten Einsamkeit sieht. Aber aus starker Einsamkeit kommen viele nicht mehr alleine heraus, und deshalb besorgt mich der gestiegene Anteil der stark Einsamen unter den älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, sagt Prof. Maike Luhmann. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Jugendliche mit finanziellen Problemen stärker von Einsamkeit betroffen sind. Einsame Jugendliche verbringen weniger Zeit mit ihren Freund*innen oder sportlichen Aktivitäten und mehr Zeit mit alleiniger Mediennutzung.
Handlungsempfehlungen und konkrete Maßnahmen
Die Autor*innen der Studie empfehlen eine gezielte Kampagne, die über Einsamkeit aufklärt, zu Bewältigungsstrategien informiert und das Stigma reduziert. Darüber hinaus raten sie unter anderem, Risikogruppen besonders in den Blick zu nehmen; dazu zählen etwa Haushalte mit finanziellen Einschränkungen oder arbeitslose Jugendliche. Freizeitangebote und Aufenthaltsorte sollten so gestaltet sein, dass sie Begegnungen ermöglichen. Zudem hilfreich sein könnten Maßnahmen, die soziale und emotionale Kompetenzen stärken, sowie Maßnahmen gegen Diskriminierung und Vorurteile – und für Toleranz und Integration.
Maßnahmen, die das Wohlbefinden steigern, Einsamkeit vorbeugen oder den Umgang damit erleichtern, sind auch Teil der GLÜCK-Studie: „Alle Menschen fühlen sich manchmal mehr oder weniger einsam, aber damit es nicht zum Problem wird, muss man wissen, wie man damit umgeht“, betont Prof. Ricarda Steinmayr. Als Sprecherin der GLÜCK-Studie erforscht sie, wie sich das subjektive Wohlbefinden bei 13-jährigen Jugendlichen im Durchschnitt verändert und wie sich individuelle Unterschiede in dieser Veränderung erklären lassen.
Ziel des Projekts ist es, präventive Faktoren zu identifizieren, die ein Absinken des Wohlbefindens unwahrscheinlicher machen. Steinmayrs Arbeitsgruppe erprobt und evaluiert in diesem Zusammenhang an der TU Dortmund demnächst ein Training zur Förderung des subjektiven Wohlbefindens, das in der Schule von Lehrkräften mit Schüler*innen durchgeführt wird und vor allem der Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen dient.
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