TU-Absolventinnen entwickeln neues Recyclingverfahren für Phosphat
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Ronja Weidemann, Fabienne Ryll und Abirtha Suthakar von der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen (BCI) haben eine Geschäftsidee: Die drei jungen Frauen arbeiten derzeit an einem ersten Prototyp für ein Verfahren, um Phosphat aus Schweinegülle zurückzugewinnen. Damit wollen sie ein Konzept umsetzen, das sie im Rahmen einer Projektarbeit während ihres Masterstudiums ausgearbeitet haben. Das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) unterstützt die drei auf dem Weg zur Gründung mit dem neuen Programm FemaleFounders@CET, das sich speziell an gründungsinteressierte Frauen an der TU Dortmund richtet.
Kennengelernt haben sich die drei Absolventinnen im Masterstudiengang Bioingenieurwesen: 2022 erstellten sie gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Jan Seemann eine Projektarbeit für den Wettbewerb chemPLANT, der jährlich vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) organisiert wird. Sie skizzierten ein Verfahren, bei dem mithilfe eines fadenförmigen Bakteriums Phosphat aus sekundären Quellen, wie Rohgülle und kommunalen Abwässern, zurückgewonnen werden kann. Der Mineralstoff ist als Pflanzendünger entscheidend für die Landwirtschaft. Die primären Rohstoffvorkommen sind allerdings begrenzt, während der direkte Einsatz von Sekundärquellen wie Gülle die Böden mit Nitrat belastet. Recyclingverfahren sind daher eine interessante Alternative, um den Phosphatbedarf für den Agraranbau in Zukunft zu decken.
Die Arbeit für den Wettbewerb war für das studentische Team eine besondere Erfahrung, berichtet Fabienne Ryll: „Völlig eigenständig ein neues Verfahren zu entwerfen – das war die größte Herausforderung, der wir uns je gestellt haben.“ Aus der Form des Bakteriums leiteten sie den Projektnamen PhosFad ab, den die vier auch heute noch verwenden. Mit seinem Pitch erreichte das Team im Finale des studentischen Wettbewerbs den zweiten Platz und erhielt nicht nur von der chemPLANT-Fachjury viel positives Feedback für sein Konzept, sondern auch an der Uni. „Wir haben dann gemeinsam entschieden, dass wir unsere Idee weiterverfolgen wollen“, sagt Ronja Weidemann. „Aber Pitches, Networking, Business Plan: das war eine ganz neue Welt für uns.“
Unterstützung für angehende Gründerinnen
Seit Januar nehmen sie deshalb am Programm der FemaleFounders@CET teil. Dieses neue Weiterbildungsangebot wurde mit Unterstützung der Förderlinie EXIST-Women des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ins Leben gerufen und richtet sich speziell an gründungsinteressierte Frauen. Denn der Frauenanteil an allen Ausgründungen in Deutschland liegt nur bei rund 20 Prozent. Weniger als ein Drittel der Gründungen haben gemischte Teams wie PhosFad. FemaleFounders bietet den Teilnehmerinnen gezielt Workshops und Netzwerkveranstaltungen an. Abirtha Suthakar findet den Austausch mit den anderen Gründerinnen sehr motivierend: „Wir sind zehn Frauen mit coolen Projekten aus ganz unterschiedlichen Bereichen und doch stoßen wir oft auf die gleichen Probleme und Fragen. Es ist toll, dass wir uns dabei jetzt gegenseitig unterstützen können!“ Jeder angehenden Gründerin steht zudem eine Mentorin zur Seite, die ihre Erfahrungen aus der Wirtschaft, aus dem Unternehmertum oder aus dem eigenen Start-up weitergeben kann.
Machbarkeitsstudie an der Fakultät
Abirtha Suthakar möchte andere Studierende ermutigen, an Wettbewerben und Workshops für Gründungsideen teilzunehmen: „Das ist wirklich nicht nur etwas für Überflieger! Auch wir waren ganz normale Studentinnen und hatten keine Vorerfahrung mit Start-ups. Als Studierende sind wir einfach noch unvoreingenommen und können kreative Lösungen für aktuelle Probleme finden.“ Fabienne Ryll stimmt ihr zu: „Es ist eine tolle Chance, um das Know-how aus dem Studium anzuwenden und Feedback von Fachexpert*innen sowie erfahrenen Start-ups zu bekommen.“
Während des zehnmonatigen FemaleFounders-Programms arbeiten die Teilnehmerinnen an den Meilensteinen, die sie sich im Coaching gesetzt haben. Die Gründerinnen von PhosFad wollen bis Oktober beispielsweise ein Geschäftsmodell aufstellen und eine Marktrecherche durchführen. Ronja Weidemann, die ihr Masterstudium bereits abgeschlossen hat, arbeitet zudem an einer Machbarkeitsstudie: seit Januar führt sie diese als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Bioprozesstechnik von Prof. Stephan Lütz durch. „Vor kurzem sind die Bakterien eingetroffen“, erzählt sie. „Das war ein Highlight für das ganze Team! Damit können wir jetzt an unserem ersten Prototyp arbeiten.“ Bald wollen sie mit den Ergebnissen der Studie den nächsten Schritt in Richtung Unternehmensgründung gehen und sich für weitere Förderprogramme bewerben.
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