Saatgut - Vielfalt bewahren
Obst und Gemüse wurden früher in landwirtschaftlichen Betrieben und Hausgärten angebaut. Jedes Jahr wurde von dem angebauten Gemüse Saatgut für den Anbau in der nächsten Saison gewonnen. Landwirte und Hausgärtner waren zugleich auch Pflanzenzüchter. Sie entwickelten durch Auslese und Saatgutgewinnung samenfeste Sorten mit für sie günstigen Eigenschaften. So entstanden über die Jahrhunderte optimal an die Bedingungen der Region angepasste Nutzpflanzen und eine riesige Vielfalt an Sorten.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft zunehmend industrialisiert. Der Landwirt von heute baut im großen Stil Nutzpflanzen an, kontrolliert jedoch nicht mehr den gesamten Kreislauf der Pflanze. Die Pflanzenzüchtung, die Herstellung von Saatgut und Dünger wird zunehmend durch externe Unternehmen geleistet. Dabei werden vor allem hybride Pflanzen gezüchtet, die in Form und Anbau homogen sind aber keinen festen Genstamm haben. Dadurch geht zunehmend wissen über Züchtung und Vermehrung von Sorten und die Sortenvielfalt verloren.
Brauchen wir Vielfalt?
Man kann sich die Frage stellen, ob wir Vielfalt überhaupt brauchen. Der grüne Brokkoli im Supermarkt ist doch groß und lecker, wofür brauchen wir eine rote Sorte?
Insbesondere für die klimatischen Veränderungen in den nächsten Jahren werden wir als Gesellschaft einen großen Genpool für Nutzpflanzen benötigen, um die Pflanzen an die veränderten Umweltbedingungen anpassen zu können. Nicht alle Sorten können mit den Umweltbedingungen umgehen, es braucht dann neue Züchtungen, wofür Vielfalt im Genpool und den Sorten wichtig ist. Genetisch eingeschränkte Hybride können das nicht leisten.
Vielfalt ist aber auch einfach lecker und schön, so gibt es viele bunte Blumen und verschiedenste Nahrungsmittel, die es zu erhalten gilt.
Vielfalt ist sozial und demokratisch: Sie verbindet Menschen zum gemeinsamen Erhalt und Anbau von Pflanzen, sie ist ein uraltes kulturelles Erbe. Zudem lässt sich mit einer ausgewogenen Vielfalt der Einsatz von Agrarchemie deutlich reduzieren.
Die Texte und Informationen stammen aus Flyern vom Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V., die sich umfangreich mit dem Thema auseinandersetzen.