Zum Spannungsverhältnis zwischen Verteidigung und Klimaschutz
- TU News
„Der Militärsektor gehört zu den weltweit größten CO₂-Emittenten und trägt damit maßgeblich zur Klimakrise bei. Es gibt Berechnungen, wonach er für insgesamt 5,5 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Als Land wäre er damit der viertgrößte Emittent“, erklärt Prof. Bernd Sommer. Der Umweltsoziologe mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung sagt, dass der Klimawandel und die damit einhergehenden Umweltveränderungen gleichzeitig auch im Militär schon länger als ein „Sicherheitsrisiko“ wahrgenommen werden.
Aufgrund der veränderten geopolitischen Lage rüsten derzeit viele Länder ihr Militär auf, wodurch sich kurz- bis langfristig auch die negativen Einflüsse auf die Ökosphäre verstärken könnten. So hat unter anderem Deutschland seinen Verteidigungsetat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine deutlich erhöht. Gleichzeitig hat Deutschland sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden.
Forschung zu Militär und sozial-ökologischer Transformation verknüpfen
Zu diesem Zielkonflikt forscht Prof. Bernd Sommer in seinem neuen Projekt „Greening Military?“. Ebenfalls beteiligt sind Dr. Frank Reichherzer vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Prof. Christof Mauch vom Rachel Carson Center for Environment and Society der LMU. In dem interdisziplinären Team werden Forscher*innen aus den Bereichen Umweltsoziologie, Geschichtsforschung, Theologie und Ethik sowie der Ökobilanzierung und dem Museumswesen zusammenarbeiten. „Bisher existieren kaum Verknüpfungen zwischen der Militärforschung und der sozial-ökologischen (Transformations-)Forschung“, so Prof. Sommer. Gemeinsam möchten sie der übergeordneten Frage nachgehen, wie das Verhältnis des modernen Militärs zu seiner natürlichen Umwelt beschaffen sei und wie es sich transformiere – zum einen angesichts der veränderten verteidigungspolitischen Doktrin im Kontext der „Zeitenwende“ und zum anderen vor dem Hintergrund der Klimakrise.
Das Projekt gliedert sich dabei in drei Phasen: Zunächst sollen die bisherigen Umweltwirkungen des Militärs systematisch analysiert werden. Auf der Basis dieser Ergebnisse sollen in der zweiten Projektphase gesellschaftlich verhandelte Greening-Strategien, wie zum Beispiel der Ersatz fossiler durch synthetische Kraftstoffe, identifiziert und ihre Potenziale und Grenzen diskutiert werden. Im dritten Projektteil wird schließlich eine Wanderausstellung konzipiert, die die Verbindung von Militär und Natur näher beleuchtet.
Die VolkswagenStiftung fördert das Projekt in ihrer Förderlinie „Pioniervorhaben: Gesellschaftliche Transformationen“ für drei Jahre mit insgesamt rund 430.000 Euro, wovon der Großteil auf die TU Dortmund entfällt.
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