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6. Zukunftsdialog

Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit in einer globalen Welt

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Das Bild zeigt Georg Weber im Anzug. Unscharf im Vordergrund sind Köpfe von einem Publikum zu sehen. Hinter Georg Weber steht ein Aufsteller mit "Zukunftsdialog" und weiteren Informationen. Das Licht ist grünlich. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Beim Zukunftsdialog sprach Georg Weber von Wilo unter anderem über die Trinkwasserversorgung, Handelskonflikte und Strategien für mehr Nachhaltigkeit.
Beim 6. Zukunftsdialog am 13. November war Georg Weber, Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer (CTO) der Wilo Gruppe, zu Gast. Er sprach darüber, wie Nachhaltigkeit die Strategie des Herstellers von Pumpen und Pumpensystemen bestimmt und wie der multinationale Technologiekonzern mit Hauptsitz in Dortmund auf geopolitische Veränderungen vorbereitet ist. Der Zukunftsdialog bietet Unternehmen aus der Region die Möglichkeit, aktuelle Zukunftsfragen aus ihrer Perspektive im Kontext der Universität zu beleuchten und in einen inhaltlichen Austausch mit Studierenden, Wissenschaftler*innen und Beschäftigten der TU Dortmund zu treten. Das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) organisiert die Veranstaltungsreihe.

„Die Trinkwasserversorgung wird eines der größten Probleme der Menschheit werden – und ist es teilweise bereits jetzt“, sagte Georg Weber vor zahlreichen interessierten Studierenden und Beschäftigten, die ins Seminarraumgebäude gekommen waren. Die Wasserknappheit betreffe selbst Regionen, von denen man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde wie Teile Englands oder Brandenburgs, wo es zuletzt im Schnitt zu trocken war. Bislang wird Abwasser in Kläranlagen so weit gereinigt, dass es wieder Gewässern zugeführt werden kann. Rein technisch gesehen wäre es aber schon jetzt möglich, das Abwasser zu Trinkwasser aufzubereiten und so dem Kreislauf wieder zuzuführen. Bislang seien dafür in der EU aber weder rechtlich noch finanziell die notwendigen Bedingungen geschaffen worden. „Die Schere zwischen den tatsächlich getätigten Investitionen und dem, was eigentlich investiert werden müsste, wird immer größer“, stellte Weber fest. Mit entsprechenden Filtern, wie Wilo sie herstellt, könnten Verunreinigungen etwa durch Mikroplastik, Krankheitserreger oder – in Kombination mit weiteren Verfahren – auch Arzneimittelrückstände vollständig aus dem Abwasser gefiltert werden.

Der Konzern mit Hauptsitz in Dortmund ist neben der Wasserwirtschaft auch in den Bereichen Gebäudetechnik und Industrieanwendungen tätig und in fast allen Ländern der Welt vertreten. Bereits seit Jahren verfolgt es dabei einen „region for region“-Ansatz. Das bedeutet, dass der Technologiekonzern eigene Fabriken vor Ort hat und den jeweiligen Markt mit regional hergestellten Produkten bedienen kann. Dies ist nicht nur nachhaltiger, weil die Handelsströme reduziert werden, sondern auch angesichts der aktuellen geopolitischen Lage mit sich zuspitzenden Handelskonflikten, Sanktionen und Embargos ein großer Vorteil, denn so können viele Werke autark arbeiten. In einem Projekt in Ägypten kommen beispielsweise Wasserpumpen zum Einsatz, um Wüstengebiete in kultivierbare Flächen zu verwandeln, sodass dort Weizen angebaut werden und sich das Land stärker selbst mit Lebensmitteln versorgen kann.

Übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie

Zu Beginn des Jahres hat Wilo entschieden, die Nachhaltigkeitsstrategie allen übrigen Unternehmensstrategien überzuordnen. Ziel ist es unter anderem, Emissionen weiter zu reduzieren, Partnerschaften zu knüpfen und Technologien weiterzuentwickeln. Weber berichtete, dass rund 80 Prozent der weltweit genutzten Pumpen (zum Beispiel in Heizungen) überdimensioniert und ineffizient seien. Würde man diese alle austauschen, könnte die Energie von rund 80 Kohlekraftwerken eingespart werden. Für Magnete, die unter anderem in Motoren von Pumpen verbaut sind, hat das Unternehmen mittlerweile ein erfolgreiches Recyclingverfahren entwickelt. So können unter anderem Seltene Erden wiederverwendet werden, was wiederum die Abhängigkeit verringert. Derweil treibe China die Preise für Magnete bzw. Magnetpulver massiv nach unten, wodurch eine Eigenproduktion für Unternehmen in anderen Ländern wenig lukrativ ist. „Die Politik muss derlei Entwicklungen ernster nehmen und aufpassen, dass die EU im weltweiten Wettbewerb handlungsfähig bleibt“, mahnte der CTO.

Dank einer „dual sources“-Strategie, die vorsieht, dass es für alle Komponenten mehr als einen Lieferanten gibt, ist Wilo weitgehend unabhängig von China. Viele andere Unternehmen sind dies aber nicht. Insgesamt werden in dem Land so viele Komponenten und Vorstufen gefertigt, dass Weber vor den gravierenden Folgen warnte, die ein verschärfter Handelskonflikt mit China hätte.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten zahlreiche Interessierte die Möglichkeit, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen und Fragen zu stellen. Der gemeinsame Austausch wurde anschließend bei Essen und Getränken weiter fortgesetzt. Der nächste Zukunftsdialog findet am 29. Januar statt.