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Spotlight Forschung: Prof. Bernd Sommer zur Förderung durch die VolkswagenStiftung

„Wir haben den Fokus auf Pioniervorhaben sehr ernst genommen“

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Portraitfoto von Bernd Sommer, im Hintergrund verschwommen eine Trauerweide. © Martina Hengesbach​/​TU Dortmund
Prof. Bernd Sommer ist seit 2022 Professor für Umweltsoziologie mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung an der Fakultät Sozialwissenschaften.
Prof. Bernd Sommer befasst sich an der Fakultät Sozialwissenschaften mit sozial-ökologischen Transformationsprozessen. Sein Projekt zu Umweltauswirkungen des Militärs wird seit diesem Jahr als „Pioniervorhaben zur Gesellschaftlichen Transformation“ von der VolkswagenStiftung gefördert. Im Interview berichtet er von der Projektidee und seinen Erfahrungen mit der Antragstellung.

Herr Prof. Sommer, womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?

Im Fokus meiner Forschung stehen die vielfältigen gesellschaftlichen Bemühungen, das Verhältnis zur Natur nachhaltiger zu gestalten. Unsere moderne Gesellschaft hat sich in Zusammenhang mit einem stetig steigenden Energiebedarf entwickelt, der lange Zeit nur aus fossilen Quellen gedeckt werden konnte. Dies bildete die Grundlage für ein insgesamt nicht-nachhaltiges Naturverhältnis. Wie eine moderne und gleichzeitig nachhaltige Gesellschaft aussieht und ob dies überhaupt möglich ist, ist eine offene Frage. In den letzten Jahren ist die Zahl der Wissenschaftler*innen größer geworden, die für spätmoderne Gegenwartsgesellschaften eine Transformation zur Nachhaltigkeit grundsätzlich für unmöglich erachten – ein beunruhigender Befund. Als Soziologe interessieren mich hierbei besonders gesellschaftliche Aspekte, etwa Konflikte, wie sie in der jüngeren Vergangenheit beim Thema Klimaschutz verstärkt zu erkennen sind. Ein ganz aktueller Zielkonflikt zeichnet sich etwa zwischen Verteidigungs- und Klimazielen ab.

Ihr Projekt „Greening Military?“ wird von der VolkswagenStiftung gefördert und beschäftigt sich mit genau diesem Zielkonflikt – wie kam es zur Projektidee und Antragstellung?

Ich hatte schon länger den Eindruck, dass sich die Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung kaum für den Militärsektor interessiert, und umgekehrt die Militär- und Sicherheitsforschung Vorbehalte gegenüber dem Nachhaltigkeitsthema hat – das sind scheinbar zwei Welten, die kaum Berührungspunkte haben. Mit einem mir bekannten Militärhistoriker hatte ich hin und wieder darüber nachgedacht, dazu einmal ein gemeinsames Projekt anzustoßen. Durch die von der Bundesregierung beschriebene „Zeitenwende“, die sich zuspitzende geopolitische Lage und den daraus resultierenden deutlich erhöhten Stellenwert des Militärischen in unserer Gesellschaft ist das Thema dann ganz aktuell geworden. Die Pioniervorhaben-Ausschreibung der VolkswagenStiftung passte dazu, weil es zu dem Thema bisher tatsächlich kaum Forschung gibt und Interdisziplinarität zudem ein Kriterium für die Förderung ist.

In welchen Schritten erfolgte die Antragstellung und was haben Sie aus dem Prozess gelernt?

Das Verfahren war für mich neu: Wir wurden nach Begutachtung der Skizzen aufgefordert, ein kurzes Video einzureichen, um das Vorhaben darzustellen. Im Schreiben von Antragskizzen und Vollanträgen bin ich geübt, aber eine Videoproduktion ist noch mal eine andere Herausforderung. Ich habe mich zunächst über die strikten Zeitvorgaben geärgert, weil ich die Ideen und Stärken des Projektes so nicht genauer präsentieren konnte. Aber am Ende hat es auch Spaß gemacht, da mein Kooperationspartner Dr. Frank Reichherzer vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gute Umsetzungsideen hatte, z. B. im Militärhistorischen Museum in Berlin-Gatow zu drehen. Ich denke am Ende waren wir erfolgreich, weil wir den Fokus auf Pioniervorhaben sehr ernst genommen haben. Hätte ich ein Vorhaben eingereicht, das als Thema nicht wirklich neu ist – sagen wir, etwas zu Carsharing – einfach um die Gelegenheit zu nutzen, wäre es wahrscheinlich nichts geworden. Das kann man sich bei dieser Förderlinie auch gleich sparen. Übrigens fielen mir zum Schluss des Verfahrens noch Punkte auf, die ich zunächst vernachlässigt hatte, etwa ein Datenmanagementplan. Beim Fokus auf Inhalte sollte man die formalen Anforderungen nicht zu sehr aus dem Blick verlieren. Aber zum Glück gibt es an unserer Universität entsprechende Abteilungen, die mir hier auch noch kurzfristig helfen konnten – vielen Dank dafür!


Zur Person:

  • 1996-2002 Studium der Sozialwissenschaften, Leibniz Universität Hannover und London School of Economics and Political Science
  • 2002-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag (MDB)/Referent der SPD-Bundestagsfraktion
  • 2006-2009 Promotionsstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung
  • 2009 Promotion an der Leibniz Universität Hannover
  • 2009-2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und Referent beim Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen / German Advisory Council on Global Change (WBGU)
  • 2012-2022 Leiter des Bereichs „Klima, Kultur und Nachhaltigkeit“ am Norbert Elias Center for Transformationsdesign & Research (NEC), Europa-Universität Flensburg
  • seit 2022 Professor für Umweltsoziologie mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung an der TU Dortmund


Weiterführende Informationen:

Förderberatung des Referats Forschungsförderung der TU Dortmund 
Forschungsdatenmanagement an der TU Dortmund 
Volkswagenstiftung: Profilbereich Gesellschaftliche Transformation


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