„Viele machen ganz ähnliche Erfahrungen“
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Frau Seebach, warum haben Sie sich dazu entschieden, zu promovieren?
Ich habe Lehramt für sonderpädagogische Förderung studiert und finde die dort behandelten Themen sehr wichtig: Wie können wir Unterricht so gestalten, dass er auch bei einer sehr heterogenen Schülerschaft alle gleichermaßen anspricht? Ein inklusionsorientierter Unterricht berücksichtigt viele Aspekte wie Sprache, Geschlecht und ethnische Herkunft aber zum Beispiel auch Religion. Gegen Ende des Studiums habe ich mir gewünscht, mich noch ausgiebiger religionspädagogischen Themen zu widmen. Ehrlich gesagt hielt ich es aber eher für unwahrscheinlich zu promovieren: Ich habe als Erste in meiner Familie überhaupt studiert, da denkt man nicht sofort daran, nach der Masterarbeit noch eine Dissertation anzuschließen. Heute sehe ich das anders und zum Glück hat mich meine Prüferin damals bestärkt. Inzwischen forsche ich im Projekt DoProfiL – dem Dortmunder Profil für inklusionsorientierte Lehrer/-innenbildung – zur Religionssensibilität angehender Lehrkräfte. Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, zukünftige Lehrer*innen besser auf religiöse Vielfalt im Unterricht vorzubereiten.
Sie tauschen sich regelmäßig mit anderen Promovierenden aus – was finden Sie dabei besonders hilfreich?
Ich glaube es gibt in jeder Phase der Promotion Fragen, mit denen sich fast alle Promovierenden irgendwann mal beschäftigen. Man muss sein Thema finden, einen methodischen Zugang entwickeln, den Schreibprozess organisieren oder Vorträge vorbereiten. Sich darüber auszutauschen ist aus meiner Sicht enorm hilfreich, vor allem wenn es im familiären Umfeld keine Erfahrungen dazu gibt. In Pandemiezeiten gilt das erst recht: Ich habe zum Beispiel an einer digitalen Veranstaltung des Graduiertenzentrums zum Thema „Promovieren in Zeiten von Corona“ teilgenommen und darüber das Netzwerk „Als Erste*s promoviert“ kennengelernt, das sich speziell an Erstakademiker*innen richtet. Im Rahmen dieses Austausches haben wir festgestellt, dass wir viele Erfahrungen teilen und auch mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Bei einem der Treffen hat auch ein Professor, der ebenfalls Erstakademiker in seiner Familie ist, von seinem Karriereweg und den damit verbundenen Hürden berichtet – auch das war sehr spannend.
Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, damit Vernetzung gut funktioniert?
Erst einmal muss man natürlich überhaupt wissen, dass es Netzwerke gibt oder Gleichgesinnte, mit denen man sich vernetzen könnte. Hier war für mich gerade in der Pandemie die Unterstützung durch das Graduiertenzentrum sehr wertvoll: So bin ich überhaupt auf Themen und Angebote aufmerksam geworden, von denen ich sonst vielleicht beiläufig in Gesprächen erfahren hätte. Für die Vernetzung selbst ist es für mich gar nicht so entscheidend, ob diese digital oder in Präsenz stattfindet. Natürlich baut man persönliche Kontakte eher mit echten Treffen auf, dafür kann man sich virtuell auch überregional vernetzen, ohne lange Anfahrtswege. Wichtig ist aber immer eine gute Organisation und damit auch Leute, die Zeit in die Planung investieren und das Ganze „am Laufen halten“. Ich habe auf jeden Fall vor, auch künftig in solchen Netzwerken aktiv zu sein.
Zur Person
- 2012-2020 Studium Lehramt für sonderpädagogische Forschung an der TU Dortmund
- 2017-2019 Pädagogische Unterrichtshilfe, Raphael-Schule, Recklinghausen
- 2019-2020 Vertretungslehrkraft, Hermann-Gmeiner-Schule, Hamm
- Seit 2020 wissenschaftlich Mitarbeiterin bei DoProfiL, Institut für evangelische Theologie der TU Dortmund
Weiterführende Informationen:
- Unterstützung für Promovierende durch das Graduiertenzentrum TU Dortmund
- Vernetzungsangebote des Graduiertenzentrums der TU Dortmund
- Dortmunder Profil für inklusionsorientierte Lehrer/-innenbildung
Alle Interviews der Reihe Spotlight Forschung:
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