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Stellungnahme der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Statistik

Umweltstatistiken müssen dringend weiterentwickelt werden

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Das Foto zeigt eine kreisförmige Anordnung in deren Mitte das Wort CO2 steht, von dem aus Pfeile nach unten zeigen. Das Wort wird von verschiedenen Symbolen wie einem Windrad, einem Auto und einer Mülltonne umgeben. Im Hintergrund sind einige Pflanzen und eine scheinende Sonne am rechten oberen Bildrand zu erkennen. © Miha Creative​/​AdobeStock
Durch verlässliche Umweltdaten und den Einsatz effizienter statistischer Methoden sollen umweltpolitische Entscheidungen beschleunigt werden.
Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Statistik (DAGStat) unter der Leitung von Prof. Katja Ickstadt von der TU Dortmund fordert eine dringend notwendige Weiterentwicklung der Umweltstatistik. Durch verlässliche Daten und effiziente statistische Methoden sollen umweltpolitische Entscheidungen beschleunigt werden. In einer gemeinsamen Stellungnahme formulieren die Wissenschaftler*innen auch konkrete Forderungen an die Politik, unter anderem eine zügige Verabschiedung des im Koalitionsvertrag vorgesehenen Forschungsdatengesetzes.

Der fortschreitende Klimawandel, ein Verlust an Biodiversität und Umweltverschmutzungen führen zu wirtschaftlichen Schäden immer größeren Ausmaßes – und auch die Bevölkerung ist von den gesundheitlichen Auswirkungen direkt betroffen. Klare Entscheidungen und wirksame Maßnahmen sind deshalb nach Auffassung der DAGStat unmittelbar erforderlich. „Die Wirkzusammenhänge der Klimakrise sind global, komplex und schwer zu prognostizieren. Öffentliche Debatten und politische Akteur*innen benötigen daher mehr denn je belastbare Fakten und verlässliche Methoden“, sagt DAGStat-Vorsitzende Prof. Katja Ickstadt, die an der Fakultät Statistik der TU Dortmund lehrt und forscht.

Drei Forderungen an die Politik

Foto von Prof. Katja Ickstadt © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Katja Ickstadt ist seit 2004 Professorin für Mathematische Statistik und Biometrische Anwendungen an der Fakultät Statistik.

Damit die Umweltstatistik ihre Wirksamkeit im Sinne der Gesellschaft entfalten kann, benötigt sie politische Unterstützung. Die Forschenden fordern die politisch Verantwortlichen in ihrer Stellungnahme daher auf, ambitioniert zu handeln. Erkenntnisse aus Datenanalysen der Umweltstatistik müssten ernst genommen und Risikobewertungen zeitnah umgesetzt werden, um die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen des Klimawandels einzudämmen. „Beispielsweise lassen sich Schadstoffe in der Luft nur dann wirkungsvoll reduzieren, wenn die Grenzwerte für Emissionen etwa im Verkehr und in der Industrie schnell gesenkt werden“, erklärt Prof. Ickstadt.

Des Weiteren müsse die unabhängige Forschung im Bereich Umweltstatistik und Umwelthandeln an den Hochschulen gestärkt und besser finanziert werden, um notwendige Forschungsvorhaben umsetzen zu können und eine Kontinuität unabhängig von politischen Strukturen und Prozessen sicherzustellen. Es sollten Professuren geschaffen und in der Folge Sonderforschungsbereiche und Schwerpunktprogramme eingerichtet werden.

Damit die Umweltstatistik die komplexen Zusammenhänge des Umwelthandelns evidenzbasiert erforschen und evaluieren kann, ist ein umfassender Zugang zu Forschungsdaten erforderlich. Die Ressourcen müssten sicher, transparent und datenschutzkonform nutzbar sein. Die DAGStat erwarte daher, dass das von der Bundesregierung angekündigte Forschungsdatengesetz, das einen schnelleren und leichteren Zugang zu Daten ermöglichen soll, zügig verabschiedet wird.

Umweltstatistik umfasst verschiedene Bereiche

In ihrer Stellungnahme beschreiben die Autor*innen auch den aktuellen Wissensstand und zentrale Methoden in wesentlichen Bereichen der Umweltstatistik: So erforscht die Umweltepidemiologie die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit der Bevölkerung. Im Bereich Umwelthandeln untersuchen die Statistiker*innen die Einstellungen der Bevölkerung zum Klimaschutz sowie deren Handeln und die Akzeptanz politischer Maßnahmen. Um das komplexe Phänomen Klimawandel zu erfassen und Wege zur Eindämmung der Klimakrise evidenzbasiert zu entwickeln, werden moderne und teils neue statistische Methoden erarbeitet.

Auch formulieren die Forschenden Empfehlungen für alle an Umweltstatistiken beteiligten Kolleg*innen: Angesichts der begrenzten Ressourcen sollten Prioritäten gesetzt und komplexe Fragen wann immer möglich interdisziplinär bearbeitet werden. Zudem seien die Statistiker*innen gefordert, ihre Ergebnisse der Gesellschaft und der Politik verständlich zu vermitteln, sodass sie für aktuelle Debatten und Entscheidungen genutzt werden können.

Zusätzlich zur Stellungnahme werden in einer Handreichung, die sich nicht nur an Statistiker*innen, sondern auch an die Politik und die interessierte Öffentlichkeit richtet, zehn besonders relevante statistische Methoden allgemeinverständlich vorgestellt.

An der Stellungnahme der DAGStat haben insgesamt 19 Forschende von zehn deutschen Wissenschaftseinrichtungen sowie vom Umweltbundesamt und vom Statistischen Bundesamt mitgearbeitet. Von der TU Dortmund war neben drei Wissenschaftler*innen aus der Fakultät Statistik – der einzigen ihrer Art im deutschsprachigen Raum – mit Prof. Christina Elmer vom Institut für Journalistik auch eine Expertin aus dem Bereich Datenjournalismus beteiligt.

Über die DAGStat:

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Statistik vereint unter ihrem Dach 15 wissenschaftliche Fachgesellschaften und das Statistische Bundesamt. Ihr Ziel ist es, statistische Theorie und Methodik weiterzuentwickeln und ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch zu bieten. Prof. Katja Ickstadt ist seit März 2022 Vorsitzende der DAGStat.

Zur Stellungnahme und zur Handreichung


Symposium:

Am 24. März veranstaltet die DAGStat gemeinsam mit dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) ein Symposium, bei dem Expert*innen aus dem Bereich Umweltstatistik die neuesten Methoden und Entwicklungen diskutieren werden.

Weitere Informationen zum Symposium

 

Ansprechpartnerin für Rückfragen: