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Spotlight Forschung: Jasper Gruson zur Gründung eines Start-ups aus der Wissenschaft

„Dass das klappen würde, habe ich am Anfang nicht geglaubt“

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Portrait of a man © FilChange
Jasper Gruson von der Fakultät Maschinenbau möchte mit dem Start-up „FilChange“ seine Ideen für einen neuen 3D-Drucker umsetzen.
Jasper Gruson erforscht an der Fakultät Maschinenbau die technischen Möglichkeiten des 3D-Drucks. Noch während des Studiums hatte er mit seinem Kommilitonen Philipp Kemper die Idee für eine Technologie, die sie zum Patent anmelden wollten. Und dabei blieb es nicht: Gemeinsam warben sie erfolgreich Fördergelder in den Programmen „Startup Hochschul-Ausgründungen NRW“ sowie „EXIST.Forschungstransfer“ ein. Aktuell ist die Gründung des Start-ups „FilChange“ geplant mit dem Ziel, ihre Ideen für einen neuen 3D-Drucker konkret umzusetzen. Im Interview spricht Gruson über sein Projekt und die Erfahrungen auf seinem Weg von der Wissenschaft in die Selbstständigkeit.

Herr Gruson, an welcher technologischen Innovation arbeiten Sie gerade?

Ich bin fasziniert vom 3D-Druck und überzeugt davon, dass das Potenzial dieser Technologie noch lange nicht ausgeschöpft ist. In Zukunft werden 3D-Drucker eine wichtige Ergänzung zu etablierten Fertigungsverfahren darstellen, da sie Produkte individuell und nach Bedarf anfertigen können. Den Herstellungsmöglichkeiten sind dabei kaum noch Grenzen gesetzt, gleichzeitig lassen sich die Kosten und der Ressourcenverbrauch reduzieren. Wir arbeiten an einem 3D-Drucker, der im laufenden Prozess die eingesetzten Materialien wechseln kann und so zum Beispiel Kunststoffe und Silikone miteinander kombiniert. Da die Eigenschaften der Materialien sehr unterschiedlich sind, bringt das einige Herausforderungen mit sich. Am Ende könnten diese Kombinationen völlig neue Anwendungsbereiche eröffnen, zum Beispiel in der Medizintechnik für Teile von Prothesen, bei denen Komponenten individuell an den menschlichen Körper angepasst werden müssen.

Wie wird man vom Wissenschaftler zum Gründer eines Start-ups?

Ich wollte zwar schon immer selbstständig arbeiten – trotzdem war die Gründung nicht wirklich geplant. Philipp Kemper und ich sind da eher reingerutscht. Dass das klappt, habe ich am Anfang noch nicht wirklich geglaubt. Ausgangspunkt war natürlich die Idee und der Spaß am Ausprobieren, bei uns insbesondere das Wechselsystem der Materialien, dann kam in der Masterarbeit die Entwicklung des passenden Druckkopfes dazu. Und danach haben wir uns gefragt, ob es nicht möglich wäre, einen kompletten 3D-Drucker zu bauen, um das alles auch konkret in einem einzigen Gerät umsetzen zu können. Durch die Beratung des Centrums für Entrepreneurship und Transfer (CET) der TU Dortmund sind wir auf die Idee gekommen, nach Fördermöglichkeiten für eine Ausgründung zu suchen. So haben wir parallel zur Masterarbeit den ersten Antrag geschrieben. Das war ein ganz schöner Brocken Arbeit, weil man auch schon Businesspläne und Verwertungspläne entwerfen musste; mit so etwas hatten wir bis dahin kaum Kontakt. Als die Zusage kam, war die Freude natürlich umso größer. Die Anschlussförderung durch EXIST-Forschungstransfer ermöglicht es uns jetzt, unser Team auszubauen und die Entwicklung des Prototyps umzusetzen. Hier war das Antragsverfahren noch mal wesentlich aufwendiger, aber in unserem Fall hat sich der Einsatz gelohnt!

Was hat Ihnen auf dem Weg zur Gründung geholfen?

Wir wurden von Anfang an intensiv durch das Team des CET beraten: bei der Auswahl von Förderprogrammen, den Bewerbungsprozessen oder auch der Vernetzung mit anderen Gründer*innen – das hat enorm geholfen. Es existiert definitiv nicht überall eine so starke Gründungsförderung wie an der TU Dortmund, da können wir uns glücklich schätzen. Trotzdem ist natürlich Durchhaltevermögen gefragt, gerade bei so einer umfangreichen Antragstellung. Immer wieder gibt es Änderungen und Korrekturen, ganze Antragsteile werden wieder umgeworfen, viele Diskussionen geführt – das ist sehr zeitraubend, aber gehört einfach dazu. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Gründungsvorhaben konnten wir jedoch definitiv unser Geschäftsmodell schärfen. Außerdem haben wir gelernt, dass die besten Lösungen manchmal nicht die technisch ausgefeiltesten sind, sondern diejenigen, die sich vergleichsweise einfach realisieren lassen. Vielleicht wird es ja in Zukunft noch selbstverständlicher, als Wissenschaftler*in über eine Ausgründung nachzudenken – insgesamt ist unsere Universität eine super Adresse, um so ein Projekt umzusetzen.


Zur Person:

  • 2012–2018 Studium Maschinenbau an der TU Dortmund
  • 2018 1. Platz und Sonderpreis Technologie des 39. bundesweiten start2grow-Gründungswettbewerbs; 1. Platz des Wettbewerbs Salon des Créateurs
  • 2019 1. Platz des bundesweiten Wettbewerbs Innovation Call, Sonderpreis des Businessplan-Wettbewerbs Medizinwirtschaft
  • seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachgebiet Maschinenelemente an der Fakultät Maschinenbau der TU Dortmund
  • 2019–2020 Förderung des Projektes „FilChange – Flexible 3D-Printing“
  • seit 2021 Förderung des Projektes „MedTech – Multiprint“


Weitere Informationen:


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