To content
Spotlight Forschung: Prof. Anja Fischer über ihren Weg zur Professur

„Man sollte sich ein Forschungsgebiet suchen, das man wirklich spannend findet“

-
in
  • Forschung
  • Top-Meldungen
  • Reihen & Dossiers
Portrait of Prof. Anja Fischer © Aliona Kardash​/​ TU Dortmund
Prof. Anja Fischer ist seit 2021 Professorin für Management Science an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dortmund.
Prof. Anja Fischer von der Fakultät Wirtschaftswissenschaften forscht im Bereich Management Science. Dabei setzt sie Modelle und Methoden aus Mathematik und Informatik ein, um Optimierungsprobleme zu lösen, etwa in der Fabrikplanung. Als eine der ersten Professorinnen an der TU Dortmund erhielt sie im Oktober 2017 eine Juniorprofessur mit tenure track, also der Möglichkeit, nach einer Bewährungsphase unmittelbar eine Lebenszeitprofessur zu erhalten. Diese trat Anja Fischer im April 2021 an. Im Interview spricht sie über ihren Weg zur Professur sowie die Tenure-Track-Academy des Graduiertenzentrums TU Dortmund.

Frau Prof. Fischer, woran forschen Sie gerade?

In meiner Forschung beschäftige ich mich hauptsächlich mit sogenannten Optimierungsproblemen. Dabei geht es zum Beispiel um optimale Anordnungen von Maschinen bei der Planung von Fabriken. Die Maschinen sollen so zusammen platziert werden, dass die einzelnen Produktionsschritte effektiv ablaufen und möglichst wenige sowie kurze Transportwege entstehen. Optimierungsprobleme treten aber auch in völlig anderen Kontexten auf: Wenn zum Beispiel ein Unternehmen in Wertpapiere investieren möchte, kann man berechnen, welche Investitionsstrategie den höchsten Gewinn verspricht. Ich finde es sehr spannend, diese unterschiedlichen Probleme in mathematische Modelle zu übersetzen und dann Lösungsansätze zu entwickeln. Dafür verwende ich häufig Methoden aus der Informatik, meine Arbeit ist also sehr interdisziplinär. Mit einer guten Lösung sparen die Unternehmen Arbeitsaufwand, Produktionskosten und Energie. Und häufig sind die praktischen Problemstellungen auch der Ausgangspunkt für tiefergehende theoretische Untersuchungen und die Entwicklung neuer Lösungsansätze – meinem zweiten Forschungsschwerpunkt.

Wie wird man eigentlich Professorin und welche Herausforderungen warten auf dem Weg dahin?

Zunächst braucht man natürlich ein Forschungsgebiet, das man wirklich spannend findet. Ich liebe es, zu forschen, Vorlesungen zu halten und Studierende für mein Themenfeld zu begeistern. Damit ist es aber noch nicht getan: Wenn man eine Professur in Erwägung zieht, ist es hilfreich, frühzeitig Erfahrungen in Bereichen wie der Hochschuldidaktik und der akademischen Selbstverwaltung zu sammeln. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass eine Professur auch viele verwaltungstechnische Aufgaben mit sich bringt. Hinzu kommen Klausuren, mündliche Prüfungen und die Betreuung von Abschlussarbeiten. Auch Förderanträge für die eigenen Forschungsprojekte zu stellen, ist gerade am Anfang eine große Herausforderung, weil es dabei sehr viel zu beachten gibt. Dennoch ist es für den Erfolg der eigenen Forschung und auch für die Reputation in der Wissenschaft sehr wichtig. Hier kann das Referat Forschungsförderung bei vielen Fragen weiterhelfen. Ansonsten sollte man sich selbst und den eigenen Fähigkeiten vertrauen und sich nicht entmutigen lassen, wenn die ersten Bewerbungen nicht erfolgreich sind. Für viele ist vermutlich belastend, dass man sehr lange mit großer Ungewissheit konfrontiert ist und meist nur befristete Arbeitsverträge erhält. So war es auch bei mir. Ich war darum sehr glücklich, als ich mit der Tenure-Track-Professur endlich die Aussicht auf eine unbefristete Stelle hatte.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Tenure-Track-Academy des Graduiertenzentrums gemacht?

Die Tenure-Track-Academy des Graduiertenzentrums TU Dortmund bietet für alle Juniorprofessorinnen und -professoren regelmäßig hilfreiche Vernetzungstreffen an. Das Schöne an diesen Treffen ist, dass sich alle Teilnehmenden an einem ähnlichen Punkt in ihrer Karriere befinden und dementsprechend auch vor ähnlichen Herausforderungen stehen. So kann man sich gut Tipps von den anderen holen und über Themen sprechen, die man gegenüber älteren Professorinnen oder Professoren nur ungern äußern möchte. Tatsächlich braucht es  anfangs ja etwas Zeit, um zu lernen, wie „Professorin sein“ funktioniert. Bei den Treffen wird meist ein bestimmtes Thema behandelt, das wir selbst vorschlagen können und zu dem dann oft auch entsprechende Referentinnen und Referenten eingeladen werden. Beim letzten Mal haben wir etwa einen Überblick über die Finanzverwaltung an der TU Dortmund bekommen. Darüber hinaus werden uns auch Workshops angeboten, in denen wir zum Beispiel lernen, wie man sich seine Professur strategisch aufbaut. Dort habe ich viele Anregungen bekommen, die ich jetzt gern umsetzen möchte.


Zur Person:

  • 2013 Promotion in Mathematik, TU Chemnitz
  • 2014 Dissertationspreis der Gesellschaft für Operations Research e.V.
  • 2013 - 2015 Postdoc an der Fakultät für Mathematik, TU Dortmund
  • 2015 – 2017 Juniorprofessorin am Institut für Numerische und Angewandte Mathematik, Georg-August-Universität Göttingen
  • 2017-2021 Juniorprofessorin an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, TU Dortmund
  • 2019 Best Paper Award „Technologie & Innovation“ der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, TU Dortmund
  • seit 2021 Professorin für Management Science an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, TU Dortmund


Weitere Informationen:
Die Tenure-Track-Academy des Graduiertenzentrums TU Dortmund
Beratungs- und Unterstützungsangebote zur akademischen Karriereplanung an der TU Dortmund
Homepage des Bereichs „Management Science“ von Prof. Anja Fischer


Alle Interviews der Reihe Spotlight Forschung:
Zur Übersicht