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SPOTLIGHT FORSCHUNG: HANNA SEYDEL ZUM USA-AUFENTHALT UND FULBRIGHT-STIPENDIUM

„Man bewegt sich außerhalb der gewohnten Strukturen“

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A portrait painting of a woman in front of a stair railing, the woman is Hanna Seydel. © Aliona Kardash​/​TU Dortmund
Hanna Seydel ist seit 2019 wissen­schaft­liche Mit­ar­bei­te­rin im Fach­ge­biet Stadt- und Regionalsoziologie der Fa­kul­tät Raum­pla­nung.
Hanna Seydel erforscht an der Fakultät Raumplanung in ihrer Dissertation die Bedeutung von Storytelling als Partizipationsmethode der Stadtentwicklung. Für einen Forschungsaufenthalt in Berkeley, Kalifornien, warb sie ein Fulbright-Stipendium ein, das es Promovierenden ermöglicht, bis zu sechs Monate an einer wissenschaftlichen Einrichtung in den USA zu arbeiten. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt Tipps für die Bewerbung.

Frau Seydel, wie sind Sie zu Ihrem Promotionsthema gekommen?

Ich habe Raumplanung studiert und mich schon im Studium dafür interessiert, wie Menschen an der Gestaltung und Entwicklung der Städte, in denen sie leben, teilhaben können. Hierfür spielen Geschichten als Kommunikations- und Wissensform eine wichtige Rolle. Denn es besteht ein Zusammenhang zwischen den sozialen und gebauten Räumen sowie den Geschichten, die wir darüber erzählen. Für Planer*innen ist es daher wichtig, die lokalen Geschichten einer Nachbarschaft zu kennen, um Beteiligungsangebote zu konzipieren und partizipative Formen der Stadtentwicklung zu erproben. Aber auch für die Forschung ist es wichtig, den Umgang mit Geschichten als Wissensform zu ergründen. Daraus hat sich dann meine Fragestellung für die Dissertation entwickelt.

Sie konnten trotz Corona für einen Forschungsaufenthalt in die USA reisen – welche Erfahrungen nehmen Sie mit?

Die Reiseplanung war natürlich nicht einfach. Ein Auslandsaufenthalt muss zwar immer gut vorbereitet werden und bringt organisatorischen Aufwand mit sich – durch die Corona-Pandemie war es aber noch komplizierter und es blieb bis zum Schluss die Unsicherheit, ob ich wirklich reisen darf. Das war auch emotional eine anstrengende Zeit. Als es dann aber losging, wurde ich für dieses Hoffen und Bangen entschädigt. Der Austausch in den USA mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen, hat mich in meinem Weg sehr bestärkt und ich konnte viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Durch meine Forschung habe ich teilweise auch sehr persönliche Geschichten erfahren und Einblicke in den Alltag der Menschen erhalten. Aufgefallen ist mir, dass die Rolle der Forscher*innen in den USA kritischer wahrgenommen wird – ich wurde oft von Menschen in der Nachbarschaft gefragt, wie ich meine Rolle verstehe und was ich der Gemeinschaft zurückgeben kann. Das kannte ich aus Deutschland so nicht, ich bin aber sehr froh über diese Erfahrung. Insgesamt habe ich gelernt, in einem fremden Land berufliche und private Netzwerke aufzubauen, die für mich auch in Zukunft wichtig sein werden. Dabei bewegt man sich ständig außerhalb gewohnter Strukturen und hinterfragt und reflektiert stärker die eigenen Positionen – das ist anstrengend, aber sehr bereichernd.

Wie wirbt man ein Fulbright-Stipendium ein – haben Sie Tipps für künftige Antragsteller*innen?

An der Universität in Berkeley gibt es eine Wissenschaftlerin, die sich schon länger mit dem gleichen Forschungsthema wie ich befasst – daher fiel es mir nicht schwer zu begründen, warum ein Aufenthalt dort für meine Promotion gewinnbringend wäre. Das ist vielleicht auch ein genereller Tipp: Wo arbeiten Expert*innen aus dem eigenen Forschungsfeld, mit denen man gerne kooperieren möchte? Wo gibt es Labore, geographische Bedingungen oder andere Umstände, die für die eigene Forschung relevant sind? Solche Fragen haben mir beim Schreiben der Bewerbung sehr geholfen. Außerdem ist es wichtig, sich passende Stipendienorganisationen zu suchen und genau zu schauen, worauf diese jeweils Wert legen. Hier kann ich den Kontakt zum Graduiertenzentrum TU Dortmund sehr empfehlen, dort wurde ich bei allen Fragen zum Bewerbungsprozess unterstützt und zur Antragstellung ermutigt. Auch die Infoveranstaltungen zu verschiedenen Fördergebern sind hilfreich. Last but not least: Es ist wichtig, genügend Zeit einzuplanen. Ich würde von der Bewerbung bis zur Abfahrt immer mit etwa einem Jahr rechnen.

 

Zur Person

  • 2012-2018 Studium der Raumplanung an der TU Dortmund
  • August bis September 2014 DAAD-geförderter Aufenthalt in Panguipulli, Chile
  • 2016 Erasmus-Aufenthalt an der Newcastle University, Großbritannien
  • 2018-2021 wissenschaftliche Mitarbeit im BMBF-Projekt INTERPART – Intercultural Spaces of Participation an der TU Dortmund
  • Juni bis August 2020 StoryCenter Berkeley: Teilnahme am Digital Storytelling Online Certificate Program
  • Juni bis Oktober 2021 Fulbright Doctoral Program, University of California, Berkeley, USA

 

Weiterführende In­for­ma­ti­onen:

Alle Interviews der Reihe Spotlight For­schung:
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