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Spotlight Forschung: Dr. Jan-Hendrik Herbst zur Antragswerkstatt und seiner ersten DFG-Sachbeihilfe

„Es ist sehr wichtig, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen“

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Portrait photo of Jan-Hendrik Herbst © Hesham Elsherif​/​TU Dortmund
Dr. Jan-Hendrik Herbst ist seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Katholische Theologie.
Dr. Jan-Hendrik Herbst erforscht am Lehrstuhl für Katholische Theologie, welche Rolle politische Bildung in der Religionspädagogik spielt. Vergangenes Jahr erhielt er die Bewilligung für seine erste Sachbeihilfe – mit diesem Format fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die selbstständige Durchführung eines Forschungsvorhabens für bis zu drei Jahre. Für die Vorbereitung des Projektes nutzte Herbst die Antragswerkstatt des Referats Forschungsförderung. Im Interview spricht er über Unterstützungsmöglichkeiten und gibt Tipps zur Antragstellung.

Herr Dr. Herbst, womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?

Meine Forschung lässt sich gut im Dreieck zwischen Bildung, Religion und Politik einordnen, beispielsweise interessiert mich, inwiefern Religionsunterricht Demokratie fördern kann. Hier sollen bewusst Werte vermittelt und Diskussionen über ethische Fragen angestoßen werden – das führt aber oft auch dazu, dass gesellschaftliche Konflikte in den Klassenraum getragen werden. Das kann eine enorme Herausforderung sein: Einerseits will man als Lehrkraft Schüler*innen zu selbstständigem und kritischem Denken ermutigen. Andererseits wird man mit Falschinformationen, extremen Ansichten oder starken Emotionen konfrontiert. Viele soziale Konflikte der Gegenwart haben dabei sowohl eine politische als auch eine religiöse Dimension. Das liegt beim Nahost-Konflikt auf der Hand, aber auch den Angriffskrieg auf die Ukraine hat der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill als „heilig“ bezeichnet. Das verdeutlicht die ambivalente Rolle von Religion und Politik, die mich auch jenseits der Unterrichtspraxis interessiert: In welchem Verhältnis standen und stehen etwa Christentum und die deutsche Zivilgesellschaft zueinander? Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Um allgemeine Aussagen über religiöse Bildung treffen zu können, ist eine internationale Perspektive unabdingbar, gerade hier gibt es noch viele offene Forschungsfragen.

Den Antrag für Ihr aktuell laufendes Forschungsprojekt haben Sie in einem strukturierten Workshop, der Antragswerkstatt, entwickelt – inwiefern hat Ihnen dieses Angebot des Referats Forschungsförderung geholfen?

Meine Erfahrungen hierbei waren durchweg positiv. Besonders hilfreich war für mich, dass wir zu Beginn erst einmal sehr offen über mögliche Forschungsideen nachgedacht haben – ich hatte nämlich verschiedene Ideen für ein Projekt und konnte mich dann anhand einiger vorgeschlagener Kriterien für ein Thema entscheiden. Dann haben wir konkrete Hinweise zu allen Aspekten eines Antrags erhalten und kamen so sehr gut mit dem Schreibprozess voran. Besonders produktiv und anregend war auch der Austausch mit Wissenschaftler*innen aus anderen Disziplinen: Einerseits habe ich viele hilfreiche und konstruktive Rückmeldungen bekommen, andererseits musste ich selbst auch darauf achten, mein Projekt nicht zu fachspezifisch darzustellen, damit es verständlich bleibt. Kurzum: Wer einen DFG-Sachbeihilfe-Antrag schreiben möchte, sollte an der Antragswerkstatt teilnehmen.

Welche Tipps würden Sie Nachwuchswissenschaftler*innen geben, die ihren ersten Antrag stellen wollen?

Es überhaupt erst einmal zu probieren und sich dabei nicht entmutigen zu lassen, ist schon mal der erste Schritt. Auch mein erster Antrag, den ich mit anderen Wissenschaftler*innen für eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eingereicht hatte, wurde abgelehnt. Klar ist das frustrierend, zumal man beim BMBF auch wenig zu den Ablehnungsgründen erfährt und eine Wiedereinreichung nicht möglich ist. Im Nachhinein bin ich aber überzeugt, dass mir das geholfen hat: Ich habe viel über die Logik von Anträgen und Projekten gelernt und sogar inhaltlich davon profitiert. Selbst ein abgelehnter Antrag ist also keine Zeitverschwendung – und bei der DFG kann man Anträge ja sogar wiedereinreichen. Außerdem ist es sehr wichtig, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen. Ich habe zum Beispiel früh Kontakt zur Förderberatung des Referats Forschungsförderung gesucht, weil an unserem Institut bereits viele Kolleg*innen von positiven Erfahrungen berichtet hatten. Auch mir hat das sehr geholfen, vor allem da es bei der Beratung nicht nur um bestimmte Formate ging, sondern darum, wie und in welcher Form ich meine Ideen am besten umsetzen kann. So habe ich zum Beispiel auch erstmal kleinere Anträge wie Tagungen oder Auslandsaufenthalte auf den Weg gebracht. Die Kombination von Antragswerkstatt und strategischem Lektorat der Förderberatung hat es mir dann ermöglicht, verhältnismäßig schnell ein eigenes Forschungsprojekt einzuwerben.


Zur Person:

  • 2009-2017 Studium Katholische Theologie sowie Christentum in Kultur und Gesellschaft, Universität Münster
  • 2015-2017 zweites Staatsexamen und Referendariat am Märkischen Gymnasium Hamm
  • seit 2017 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Katholische Theologie, TU Dortmund
  • 2022 Abschluss der Promotion an der TU Dortmund
  • 2023 Auszeichnung der Dissertation mit dem Becker-Staritz-Preis
  • 2023 Aufnahme und Förderung durch die TU Dortmund Young Academy
  • 2023 Bewilligung des Projektes „Kontroverse Themen im konfessionellen Religionsunterricht“ (DFG-Sachbeihilfe)
  • 2023 Bewilligung des Projektes „Spanisch-Deutscher Wissenstransfer zur politischen Dimension religiöser Bildung“ (DFG: Aufbau internationaler Kooperationen)
  • WiSe 2023/2024 Vertretung der Professur „Religionspädagogik und Katechetik“, Ruhr-Universität Bochum


Weiterführende Informationen:

Antragswerkstatt – In einem Semester zur DFG-Sachbeihilfe
Förderberatung des Referats Forschungsförderung
Graduiertenzentrum TU Dortmund


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